Vor etwa 5 Jahren hat mich ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung dazu inspiriert, für und mit meinen Klienten ein neues Beratungsangebot zu entwickeln – das Kinderwunsch – Coaching.
Es war der Artikel der Autorin Kerstin Lottritz, „Unerfüllter Kinderwunsch – Wenn die Sehnsucht nach einem Kind krank macht“, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 27. März 2017.
Nachfolgend ein Auszug des Artikels:
Fünf Jahre lang hat Marion Fischer versucht, schwanger zu werden. Künstliche Befruchtung und Eizellenspende halfen nicht. Unterschätzt hat sie dabei den seelischen Schmerz, aus dem eine Depression wurde.
Immer, wenn die Bauchkrämpfe die nächste Blutung ankündigten, wusste Marion Fischer: Es hat wieder nicht geklappt. Sie war wieder nicht schwanger. Monat für Monat wuchs die Traurigkeit. Irgendwann kamen Verzweiflung und Wut dazu. Fünf Jahre lang versuchte sie, ein Kind zu bekommen.
„Ich habe das einfach nicht verstanden“, sagt die heute 38-Jährige. „Wieso klappt es bei allen anderen, nur bei mir nicht?“

„Für viele Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, ist der Druck auf Dauer schwierig zu ertragen“, sagt Petra Thorn. Sie ist Familientherapeutin und Vorsitzende des Beratungsnetzwerks Kinderwunsch Deutschland (BKiD). Zu ihr kommen Frauen und Männer, die Hilfe brauchen, um mit der psychischen Belastung in dieser Zeit umzugehen.
Ungewollte Kinderlosigkeit gilt noch immer als Tabuthema. „Für viele ist es eine große Überwindung, sich psychologische Hilfe zu holen“, sagt Thorn, „bevor sie kommen, haben sie oftmals einen jahrelangen Leidensweg hinter sich.“ (…) Marion Fischer war Ende 20, arbeitete als selbständige Cutterin, als sie mit ihrem Mann eine Familie gründen wollte. Als sie nach einem halben Jahr immer noch nicht schwanger war, ging sie zu ihrer Frauenärztin.
In den folgenden Jahren ließ sie sich in vier Kinderwunschkliniken in mehreren Städten behandeln: Drei Inseminationen und drei Intrazytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI) waren erfolglos. Zwei Mal ist sie mit ihrem Mann zur Eizellenspende nach Spanien gereist. Aber das Wunschkind, in das sie insgesamt 70 000 Euro investierte, blieb aus.
„Es war eine grauenvolle Zeit“, sagt sie heute, „es ging immer nur um Hormone, Werte, Follikel und die Behandlung.“ Auf immer neue Hoffnung folgte zu Hause im Badezimmer die Enttäuschung, wenn der Schwangerschaftstest wieder nur einen einsamen Streifen anzeigte.
Psychologen wissen: Nach wiederholt erfolglosen Versuchen kann aus der Trauer eine Depression werden. Gefühle wie Hilflosigkeit und Ohnmacht, aber auch starkes Grübeln und sozialer Rückzug können Symptome dafür sein. „Ich war neidisch auf schwangere Frauen.“ Marion Fischer suchte bei Freunden und Familienmitgliedern Trost. Aber helfen konnten die ihr auch nicht. „Fahrt doch mal in den Urlaub, dann klappt das schon“, rieten ihr einige. „Das war nur verletzend“, sagt sie, „ich fühlte mich nicht ernst genommen.“
Hartnäckig hält sich der Mythos, Paare blieben ungewollt kinderlos, wenn sie zu sehr an ihrem Kinderwunsch festhalten, Stress oder Probleme in der Partnerschaft haben. Doch Reproduktionsmediziner finden heute bei etwa 80 Prozent der Paare auf beiden Seiten Faktoren, die ihre Fruchtbarkeit belasten können.
Der Hauptgrund ist noch immer das Alter – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Dass die fruchtbarste Zeit einer Frau mit Mitte 20 endet, ist den wenigsten bekannt. Ebenso, dass bei Männern ab 40 die Spermaproduktion und Qualität nachlässt. (…) Die geballte Verzweiflung und Traurigkeit findet sich in den Signaturen. Nicht nur die Anzahl der Übungszyklen sind hier aufgeführt, auch die der nicht erfolgreichen Behandlungen und Fehlgeburten. Manche Signaturen sind viele Zeilen lang.
Kinderwunschbehandlung (…) In den Foren fand Marion Fischer das Verständnis, das sie sich von ihren Freunden gewünscht hatte. Sie fieberte mit den anderen mit und holte sich Kraft für ihre eigenen Behandlungen. „Es ist auch eine Bestätigung für das Selbstwertgefühl, wenn man für einen Kommentar besonders viele ,Likes‘ bekommt“, sagt sie. (…) Doch dann fing wieder das Vergleichen an. Andere Frauen aus der Gruppe wurden schwanger, sie selbst nicht. Sie meldete sich aus dem Forum ab – um sich ein paar Tage später wieder anzumelden.
Marion Fischer weiß heute, dass sie von der Diskussion im Internetforum „teilweise schon abhängig“ war. (…) Erst nach dem Zusammenbruch war sie bereit, Hilfe anzunehmen. „Erst, wenn ein Tiefpunkt erreicht ist, wagen manche Betroffene den Schritt zur psychologischen Beratung“, sagt Petra Thorn. Bei Marion Fischer war es nach einer Eizellenspende so weit. Der Reproduktionsmediziner und der Biologe, der im Labor die Eizellen künstlich befruchtet hatte, waren besonders optimistisch.
Als der Anruf kam, dass sich aber die einzige befruchtete Eizelle nicht weiter entwickelt habe, brach sie zusammen, weinte tagelang. Adoption als Alternative kam für sie nicht in Frage. „Ich hatte das Gefühl, keine richtige Frau zu sein, wenn ich es nicht schaffe, schwanger zu werden.“
Der Druck wurde unerträglich. „Die psychologische Belastung ist so groß, weil es sich jeden Monat anfühlt, als würde man eine geliebte Person verlieren“, sagt Petra Thorn. Der stete Wechsel zwischen Hoffnung und Enttäuschung werde irgendwann zu viel. Viele Paare würden sich dann entscheiden, mit ihrem Kinderwunsch abzuschließen. (…)
Meine Kommentierung zu dem zitierten Artikel:
„Traurigkeit, Verzweiflung, Wut“ – entstanden durch unerfüllten Kinderwunsch!
Diese Begriffe werden von der Protagonistin des oben genannten Artikels erwähnt, wenn sie an ihre Zeit zurückdenkt, in der sich – trotz aller Bemühungen – eine Schwangerschaft nicht einstellen wollte.
Als Paartherapeut mit vielen Jahren Berufserfahrung kenne ich diese Berichte von betroffenen Frauen und Paaren! Der seelische Schmerz, der bei den Paaren, bei der Frau und bei dem Mann entsteht, wenn es nicht zu der so sehr gewünschten Schwangerschaft kommt, ist immens groß!
„Drei Inseminationen und drei Intrazytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI) waren erfolglos. Zwei Mal ist sie mit ihrem Mann zur Eizellenspende nach Spanien gereist.“
Da kann ich als Paartherapeut und auch Psychotherapeut nur ein sehr großes Ausrufezeichen dahinter machen! Nahezu unfassbar, finde ich. Aus welchem Grund rufen solche Berichte eine so große Verwunderung bei mir hervor? Diese Frage will ich gerne beantworten.
Weil ich aus Erfahrung weiß und weil ich zugleich der tiefen Überzeugung bin, dass diese Art von Weg, der dort beschrieben und beschritten wurde, für viele Paare der falsche ist – der Weg der Reproduktionsmedizin als einziger Ausweg!
Selbstverständlich kann der rein medizinische Weg für ein Paar erfolgversprechend sein, jedoch trifft das bei weitem nicht auf die überwiegende Zahl der Paare zu.
Besonders irritierend ist es für mich, dass immernoch so viele Menschen zuallererst an den schulmedizinischen Weg denken – und so fix daran glauben!
Bei einem gebrochenen Bein oder einer nicht mehr intakten Niere – gut nachvollziehbar. Jedoch – auch bei dem Anliegen – bei dem Wunsch – bei dem Versuch, einen „Menschen“ ins Leben zu bringen?! Ein Anliegen, bei dem die Seelenlandschaften der bereits im Leben stehenden Menschen, der Frau, die Mutter werden möchte, des Mannes, der Vater werden möchte, von so großer Bedeutung sind?
In meiner Praxis habe ich gute Erfahrung damit gemacht, den Paaren, die gerne Eltern werden wollen und die sich diesen Herzenswunsch bislang nicht erfüllen konnten, mit einer sanfteren Methode, einem Kinderwunsch-Coaching, das rein über Gespräche verläuft, zum Erfolg zu verhelfen.
David Gerhard Praxis für Paartherapie – Paarcoaching – Psychotherapie, Köln